Ein Bestatter erzählt – Bestattungskultur im Wandel
Eutiner Hospizgespräche am 21.11.2024
Ein Bericht von: Stefan Dabringhaus, Bestatter und Thanatopraktiker
Am 21.November 2024 hieß das Thema: Bestattungskultur im Wandel. Diesmal wurde ohne Vortrag direkt im gemeinsamen Austausch über das Thema gesprochen. Der Bestatter und Thanatopraktiker Stefan Dabringhaus aus Stockelsdorf beantwortete Fragen, beleuchtete, welche Trends in der Gesellschaft angesagt sind und erläuterte, wie wir heute bestatten.
Stefan Dabringhaus bezeichnet seinen Firmensitz als Thanatorium, also als Trauersaal, Trauerraum, in dem ein Verstorbener in den Stunden vor der Beerdigung oder Einäscherung aufgebahrt werden kann und wo die Angehörigen Abschied von dem Verstorbenen nehmen können, so beispielsweise praktiziert in der katalanischen und der spanischen Trauerkultur.
Angehörige wollen Verstorbene oft vor der Bestattung sehen. Gerade nach schweren Verkehrsunfällen oder Gewaltverbrechen können die Toten jedoch entstellt sein. Thanatopraktiker, speziell ausgebildete Bestatter wie Stefan Dabringhaus, können die Toten für den Abschied präparieren und einbalsamieren z.B. für einen längeren Transport.
Zur aktuellen Bestattungskultur macht er deutlich, dass der Trend weiterhin zu pflegefreien Grabstellen geht, vor allem, weil die Hinterbliebenen immer seltener am selben Ort wohnen. Am häufigsten würden daher Feuerbestattungen gewählt. Durch strenge qualitätsgenormte Kremierungsverfahren werde sichergestellt, dass die Urne ausschließlich die Asche der Verstorbenen enthält.
Da für das Bestattungsverfahren eine Todesbescheinigung eines Arztes erforderlich ist, rät Stefan Dabringhaus, in Ruhe den Hausarzt zu informieren, wenn ein Angehöriger, dessen Tod erwartet wird, daheim verstorben ist. Eine sofortige Feststellung des Todes womöglich sogar durch den Rettungsdienst sei nicht möglich, da erst Stunden nach dem Tod sichere Todeszeichen auftreten. Die Aufbahrung in geeigneten Privathäusern sei zeitlich eingeschränkt weiterhin möglich. Die gesetzliche Möglichkeit, Urnen zuhause aufzubewahren, sei allerdings gerade am Tag zuvor wiederum im Landtag gescheitert. Allerdings würde diese Möglichkeit z.B. in den Niederlanden ohnehin nur von 2% der Hinterbliebenen genutzt, obwohl dies dort grundsätzlich erlaubt sei.
Für sich selbst hat der Referent die klassische Erdbestattung geplant, als Bestattungsort den – wirklich sehr schönen – Friedhof in Bosau direkt am Großen Plöner See.
Kritisch steht er der sogenannten Reerdigung gegenüber, die nur in Schleswig-Holstein und in Mecklenburg-Vorpommern überhaupt erlaubt ist. Feuerbestattung und klassische Erdbestattung seien beide aus hygienischer Sicht in jedem Fall sicher. Auch die Erdbestattung dürfe ausschließlich in einem Sarg aus Vollholz ohne weitere Stoffe erfolgen, der keine Rückstände im Boden hinterlasse.
Eine sarglose Bestattung, z.B. für Muslime, sei grundsätzlich möglich, allerdings nur bei sandiger und trockener Beschaffenheit des Bodens.
Im lebhaften Hin und Her der verschiedenen Fragestellungen ergab sich so ein interessanter, bunter und lebendiger Dialog zwischen den Besucherinnen und Besuchern und dem Experten. Viele Fragen konnten beantwortet werden und einige neue Gesichtspunkte ergaben sich, auch durch die offene Veranstaltungsform.
Detlev Seibler